Joachim L. aus Harthausen möchte wissen, was an Yoga for Christ spezifisch christlich ist. Die Frage ist so einfach wie schwierig zu beantworten: Ich bin es!

Die Vorstellung, dass es christliche Asanas gibt, also spezifische Körperstellungen, ist damit nicht gemeint. Stattdessen geht es um die Praxis der Hingabe (Ishvarahpranidana) „an den ,Ersten Lehrer‘, der in unseren Herzen wohnt“, um die Worte des Buchautors Ralph Skuban zu gebrauchen. Wenn ich in der Nachfolge Jesu „for Christ“ Yoga übe, habe ich selbstredend keine hinduistische Verkörperung von Vishnu, wie etwa Krishna, im Sinn.

Für Christinnen und Christen ist der erste Lehrer Jesus Christus, dem unsere ganze Hingabe gilt; dem beispielsweise Maria aus Magdala auf Hebräisch „Rabbuni!“ zuruft, als sie den nachösterlichen Jesus erkennt, was mit Lehrer oder Meister übersetzt wird (vgl. Joh 20,16). Es geht zwar auch um die Hingabe an den konkreten Menschen Jesus von Nazareth, den seine Mutter Maria auf obigem Bild auf ihrem Arm hält, auf spiritueller Ebene symbolisiert das Jesuskind jedoch den innersten Kern in uns, jenen göttlichen Aspekt, den Heilige und Mystiker mit Christus oder dem wahren Selbst assoziieren.

Christus ist demnach das wahre Selbst in dir, dem du mit Yoga und Meditation auf die Spur kommen kannst. Hierzu bietet das klassische Hatha-Yoga eine Reihe von Übungen an, mit denen du dir tieferen Ebenen deines Menschseins bewusst wirst. Die Asanas helfen dir dabei, die Hingabe an das Hier und Jetzt mit Beharrlichkeit (Abhyasa) und Gleichmut (Vairagya) zu kultivieren. In jeder Stellung entwickelst du Stabilität (Sthira) und Leichtigkeit (Sukha), um in deinem Leben tief verwurzelt zu bleiben, wenn du auf herausfordernde Lebenssituationen flexibel reagieren musst. Indem du dir Raum und Zeit für deine Yoga-Praxis schenkst, wird durch die Praxis der Hingabe an Gott deine Körperarbeit mehr und mehr in ein Ganzkörpergebet transformiert. (jw)